Geschichten bis 1949

1949

Das Schloss wurde Internat für die Erweiterte Oberschule und bis 1991 als solches genutzt.

1945

Im Schloss wurden Flüchtlingskinder untergebracht.

13.11.1945

Das Barber-Ljuaschenko-Abkommen zum endgültigen Verlauf der Demarkationslinien zwischen der englischen und russischen Besatzungszone wurde im Schloss unterzeichnet.

Untenstehende Bilder sind aus dem Heft „Einblicke zwischen Schaalsee und Salzhaff Nr. 4: Geschichte und Geschichten entlang der innerdeutschen Grenze in Nordwestmecklenburg“.  Es sind auf Schloss Wiligrad zu sehen: (v.l.n.r.) General Plolyanow, Generaloberst Barber und Generaloberst Lukaschenko. Die Karte zeigt den Gebietsaustausch, rechts ein Teil des Vertrages.

1939 bis 1945

Das Schloss wird während des II. Weltkrieges nicht beschädigt!

Das Bild zeigt das Schloss im Jahre 1938 und stammt aus [1].

1918

Unterschiedliche Verwaltungen hatten im Hauptgebäude ihren Sitz. [1], [2]

 

1903/1904

Eine umfangreiche Renovierung findet statt, auch schadhafte Terrakotten wurden ersetzt und die dreiteiligen halbrunden Giebelabschlüsse des Treppenhauses wurden wieder hergestellt.  [1], [2]

 

 

1878/79

Das Hauptgebäude wurde zum Amtsgericht umgebaut. [1]

Das nebenstehende Bild zeigt das heutige Amtsgericht Wismar. Baustil, Terrakotten zeigen den gleichen Stil: Herzog-Albrecht-Stil. Der Baumeister Haubitz wirkte in Wismar ab 1575

Ende 18. Jahrhundert

Der Burgfried wird abgerissen.

 

1768

Das Schloss ging an mecklenburgische Landesherren zurück. Es wurde herzogliches Domanialamt. [2], [4]

 

1734 bis 1768

Das Schloss war in Hannoverschen Besitz. [2], [4]

 

 

Am 13. Dezember 1712 besetzte ein großes dänisches Heer Gadebusch. Der dänische König Friedrich IV. bezog Quartier im Schloss Gadebusch. Am 20. Dezember 1712 griff Friedrich IV. gegen den Willen seines Generals Jobst von Scholten in die Schlachtordnung ein. Es erfolgte eine Umgruppierung der Truppen, die zu erheblicher Verwirrung und Unordnung führte. In dieser Situation griffen die Schweden unter General Stenbock an und gewannen letztendlich. Der dänische König floh nach Ratzeburg. [9], [10]

 

Das Bild ist von Rosalba Carriera (1675–1757): König Friedrich IV. von Dänemark und Norwegen; Pastell, 1709

1675:

Der Dänen-König Christian V. und der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm verhandelten hinter den Mauern des Schlosses ein Bündnis gegen die mächtigen Schweden (Schonischer Krieg). [4]

Das Bild zeigt Kurfürst Friedrich Wilhelm.

 

Das Bild ist von Rosalba Carriera (1675–1757): König Friedrich IV. von Dänemark und Norwegen; Pastell, 1709

30-jähriger Krieg (1618 bis 1648)

Ein Trommler lebte um die Zeit des 30-jährigen Krieges in Gadebusch. Er kam mit Wallenstein auf die Burg zu Gadebusch. Wallenstein ordnete an, einen unterirdischen Gang zu graben, um einen Fluchtweg zu haben für den Fall, dass die Feinde die Burg erobern könnten. Da sich in den Gängen Mäuse und Ratten aufhielten, hatte der Trommler die Aufgabe, diese mit seinen Trommelschlägen zu verscheuchen. Da der Gang aber nicht ordnungsgemäß gebaut wurde, kam es immer wieder zu Einbrüchen, sodass der Trommler eines Tages nicht mehr aus dem Gang herauskam und verschüttet war. Noch heute sind am späten Abend und in der Nacht Trommelschläge des verschütteten Trommlers zwischen Schloss und Kirche zu hören. Wenn sie sich auf einem Rundgang der Märchenstraße in Gadebusch (siehe hier) befinden, achten sie einmal darauf, vielleicht hören sie die Schläge des Trommlers. [6]

Zum Bild: Albrecht von Wallenstein; nach dem Bild von A. van Dyck (Stich von Peter von Jode), von Julius Berger,

um 1640

 

Gadebusch im 17. Jahrhundert. (siehe [8])

Das Bild wurde von Matthäus Merian dem Älteren (1593 bis 1650) als Kupferstich geschaffen und stellt Gadebusch um 1640 dar. (siehe auch HIER).

 

1611

Bis dahin blieb das Schloss Residenz. [2]

1570 bis 1573:

Das Renaissanceschloss wird gebaut:

Herzog Christoph von Mecklenburg (1. protestantischer Administrator für das Bistum Ratzeburg, Mitglied der mecklenburgischen fürstliche Familie und Bruder des Regenten, 1537 bis 1592) ließ das Schloss errichten durch Hofbaumeister Christoph Haubitz (1520 bis 1578) unter Verwendung mittelalterlicher Bauteile. Die Terrakotten wurden in der Werkstatt Statius von Düren (um 1520 bis um 1570) in Lübeck hergestellt und behandelten folgende Themen:

Treppenhaus: Hanseatische Wappen,

Hauptbau: religiöse Darstellungen mit Brustbildern deutscher Fürsten und Frauen in Renaissance-Kleidern und biblische Szenen, geflügelte Engelsköpfchen, bacchantische Szenen der antiken römischen Mythologie.

Erwähnenswert sind die drei Terrakotten über dem Eingang: Darstellung des Sündenfalls, Kreuzigung am Baum der Erkenntnis und die Auferstehung Christi. Diese Szenen lassen sich auf Holzschnitte von Erhard Altdorfer in einer Lübecker Bibel von 1533 zurückführen. Anlass für den Bau war die Verheiratung des Herzog Christoph mit der dänischen Königstochter Dorothea.[1], [2]

Vom nebenstehenden Bild wird die Quelle noch ergänzt.

1283 bis 1299

Die Burg war Hauptresidenz mecklenburgischer Fürsten.

 Zum nebenstehenden Bild:

Siebenfeldriges mecklenburgisches Wappen. Jedes Feld symbolisiert einen der sieben Hauptherrschaftsteile des mecklenburgischen Staates: das Herzogtum Mecklenburg, die Fürstentümer (ehemaligen Bistümer) Schwerin und Ratzeburg, die Grafschaft Schwerin sowie die Herrschaften Rostock, Werle und Stargard.

Essen auf der Burg zu Gadebusch um 1290 

Johann von Gadebusch lud die Namhaften unter den Raubrittern auf die Burg zu Gadebusch zu einem großen Mahle ein, das er mit seiner Erfahrung und Vorliebe für lustige und prächtige Gelage dem Geschmacke seiner Zeit gemäß auszurichten verstand. 

In der großen Halle des Hauses waren schöne Teppiche an den Wänden bis hoch zur Decke ausgehängt, um das rohe Mauerwerk zu verhüllen, über den Boden waren gleichfalls Teppiche gebreitet, die Balken der Decke hatte der Fürst verzieren lassen. In einem gewaltigen Kamin mit weit vorspringendem Mantel, der so hoch angebracht war, dass ein Mann bequem darunter stehen konnte, loderten schon seit dem frühen Morgen Scheite von Buchen- und Eichenholz, die fast von der Länge eines Mannes waren, und ein Knecht hatte die Aufgabe, immer neue Stücke herbeizuschleppen und nachzuschüren. Auf der Bank, die in der Nähe stand, war darum die Hitze nicht zu ertragen, aber sie verteilte sich weiterhin und durchwärmte behaglich den ganzen weiten Raum. Alle Laden waren bei der frühen Dämmerung geschlossen, und es brannten – ein ganz besonderer Aufwand in damaliger Zeit – auf vielen Leuchtern an den Wänden Wachskerzen, die sogar ein von der Decke herabhangender Kronleuchter in solcher Fülle trug, daß sein Licht hellfunkelnd sich in den Prunkgeräten widerspiegelte, die teils auf dem Mantelgesimse des Kamins, teils auf besonderen Wandbrettern ausgestellt waren.

 

An den Wänden herum waren Bänke zu vier oder fünf Sitzen angebracht, meistens schön geschnitzt, zum Teil mit Erz beschlagen und verziert, sie trugen Decken oder mit Federn dicht gefüllte Polster. Vor ihnen standen die Tische, die ein oberes feines Leinentuch mit gelben Streifen trugen, das gerade nur die Platte bedeckte, an seinem Rande waren Ringe angebracht, an denen das untere Tuch befestigt wurde, das rings um den Tisch reichte und in schönen Falten bis auf die Erde niederhing. 

Solche Tische waren in der Halle wohl zehn, und alle waren bald mit froh schmausenden Gästen besetzt. An dem oberen Ende stand der Ehrentisch, davor hatten in Faltstühlen der Probst Nikolaus, des Gadebuschers Bruder und einstiger Mitvormund, Herman Ribe und Johann, der Gastgeber selbst, Platz genommen, neben dem Fürsten lag ein gewaltiger Hund von Doggenart, der breite Kopf ruhte auf den Pfoten, seine Augen blinzelten oft zu seinem Herrn empor, die Ohren waren in steter Bewegung und bewiesen seine Wachsamkeit. Viele Ritter aus dem Geschlechte der Ribe, Scharfenberg, Meshöping und aus anderen angesehenen Familien, die sämtlich bisher ihre Lebensaufgabe in Fehden mit den Kaufherren und in Plünderung von Wagenz“ gefunden hatten, waren zugegen. 

Nach der Sitte wurden alle Speisen zugleich aufgetragen, große gefüllte Kannen und Becher standen bereit, auch hatte der Gastgeber dafür gesorgt, daß auf jedem Tische einige Messer und Löffel, letztere mit einem kaum fingergliedlangen Stiele, zu allgemeinem Gebrauche bereit lagen, auch stand vor jedem Anwesenden ein flacher, hölzerner Teller, auf dem eine große Scheibe Brot lag. Zurn Beginn des Mahles wurde dem Gaste Wasser über die Hände gegossen und eine Zwehle zum Abtrocknen angeboten, darauf zog er sein Messer aus dem Gürtel und begann nach Belieben den Angriff auf die Speisen, indem er die Brotscheibe als Teller benützte. Die Feingebildeten waren durch die Fürsorge des Hausherrn zusammengesetzt, so daß die Rücksichtsloseren, die sich an die unter den Rittern sonst zu beachtenden Bräuche beim Essen nicht banden, nicht die Behaglichkeit störten.

Aus „Anastasia“ von Carl Beyer, Seite 156 – 157

Anfang 13. Jahrhundert (1212?) – Als die Kinder flöten gingen:

 

Auch in Gadebusch findet sich wie in Hameln die Sage vom Rattenfänger. Die Stadt (seit I225 lübisches Stadtrecht) liegt verkehrsgünstig im Straßenkreuz Wismar, Schwerin, Ratzeburg und  Lübeck. Möglicherweise ist dadurch die Auswanderung von Ratten bzw. Kindern besonders glaubwürdig. Das Rathaus mit Gerichtslaube am Markt ist im Kern mittelalterlich. wurde aber durch Umbauten 1618 geprägt.

Der Bürgermeister bestätigte einst im mittelalterlichen Gadebusch den Vertrag, dass der Rattenfänger für das Wegfangen aller Ratten eine bestimmte Summe Geld bekommen solle. Mit einer Flöte marschierte der Fänger vom Gadebuscher Markt ins südwestliche Jarmstorf (Richtung Ratzeburg). Er kam an das Flüsschen Radegast (nach dem Hauptgott des Slawenstamms der Obodriten), das heute noch diesen Namen trägt. Hier lief er über einen Steg und ließ alle Ratten im Wasser ersaufen. Der Lohn aber wurde dem Rattenfänger vom Bürgermeister verweigert. Daraufhin drohte dieser, er würde alle Kinder aus Gadebusch wegnehmen. Sofort holte er die Flöte heraus, pfiff und alle Kinder der Stadt liefen dem Geprellten hinterher. Als sie schon beim Ausmarsch waren, kam der Bürgermeister doch noch und zahlte die vereinbarte Geldmenge. Daraufhin pfiff der Rattenfänger erneut und schickte die Kinder nach Hause.

Meist wird die aus Hameln bekannte Wandersage mit den Kinderkreuzzügen der Ostexpansion im Jahre 1212 in Zusammenhang gebracht. Damals zogen wohl allein aus deutschen Landen ca.  20 000 Kinder ins Mittelmeergebiet zum Heiligen Land, um das Christentum zu verbreiten. Die meisten starben auf dem langen Weg.  Verschiedene Faktoren sind, so die anerkannteste Theorie, bei der Entstehung dieser Sage zusammengekommen. Mit der Kolonisation des Ostens, also auch Mecklenburgs, durch Deutsche aus dem deutschen Kerngebiet in 12./13. Jh. kamen „Kinder der Städte“, also Stadtbewohner, hierher.

Vergleiche mit Ratten, die bei üblichen Rattenplagen ebenso lästig wurden. drängten sich möglicherweise auf. Rattenfänger waren ohnehin im ganzen Lande unterwegs. Der liebliche Flötenklang sollte nach damaligen Volksglauben Mensch und Tier anlocken. Bei den schlechten hygienischen Bedingungen der Städte konnte man nur durch Zauberkraft Herr der Probleme werden. 

Bis in die heutige Zeit kommt einem der Sparzwang der Bürgermeister vertraut vor, so dass die Sage nie an Aktualität verlor. Doch der erhobene Zeigefinger ist unübersehbar: Vertraglich erbrachte Leistungen sind bei Strafe des Untergangs sofort zu bezahlen. Text und Bild stammen aus [7]

 

Anfang 13. Jahrhundert (1201?)

In der Burg residierten mecklenburgische Fürsten bis zum Anfang 17. Jahrhundert.

1181

Die Burg wird zerstört. Die Burg gehört den Grafen von Ratzeburg. [1], [5]

Dies soll durch Truppen von Heinrich dem Löwen passiert sein. Das Bild zeigt Fürst Niklot über den Haupteingang des Schweriner Schlosses.

1143?

Burg und Dorf „Godebuz“ wurden 1143 (?) nach der Eroberung durch Truppen Heinrich des Löwen an die Grafschaft Ratzeburg  übertragen. So gehörten Burg und Dorf zunächst dem Grafen v. Ratzeburg. (Allerdings wurde Heinrich der Löwe erst ca. 1130 geboren! Deshalb ist die Jahreszahl zweifelhaft) [5]

Nebenstehend ein Bildnis Heinrichs des Löwen – Ausschnitt eines Gemäldes von Christian Tunica.

Ursprung des Namens Gadebusch – eine eher unwahrscheinliche Version:

„Der Name Gadebusch soll entstanden sein aus dem Ruf: „Ga to Busch“, welcher Ruf ein Signal war für die, welche sich gegenüber der Burg, die da stand, wo jetzt das Gadebuscher Amtsgebäude liegt, angesiedelt hatten, sich in die Büsche zu flüchten, um ihr Leben in Sicherheit zu bringen, von den Raubrittern, denn die damaligen Besitzer waren arge Strolche und Räuber.

Man konnte ihnen so leicht nichts anhaben, weil ihre Burg auf einer Insel lag, mitten im See; der jetzige Gadebuscher See nämlich umgab früher die ganze Anhöhe, auf der das Amtsgebäude liegt. Die Räuber besaßen ein Schiff, um von ihrer Insel an das Seeufer zu gelangen und jedes Mal, wenn die Menschen, die am Ufer des Sees das Boot nordwärts von der Insel abfahren sahen, riefen sie einander zu: „Ga to Busch, he kümmt“, nämlich der Räuber und flohen in die Wälder.“ [8]

8. Jahrhundert:

An der Stelle, an der heute unser Schloss steht, befindet sich eine slawische Wallanlage. Die Burg wurde erstmals erwähnt als Fluchtburg mit einem obodritischen Ringwall, um die sich ein Dorf gruppierte. [1], [2]

Vielleicht sah es damals so aus wie auf dem nebenstehenden Bild von der slawischen Burg in Groß Raden bei Sternberg.

Quellenangaben:

Nicht alle Quellenangaben betrachte ich als zuverlässig, es war bisher noch zu aufwendig, richtig seriöse Werke zu studieren. Die Angaben werden jedoch in unregelmäßigen Abständen überprüft. Wenn sie als Leser Korrekturen haben, schicken sie eine Mail über unsere Kontaktseite

[1]: Andre Kobsch, Ilka Zander, Jörg Matuschat: Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg, Teil 2

[2]: Dr. Wolf Karge: Einblicke zwischen Schalsee und Salzhaff 19 Schlösser und Herrenhäuser in Nordwestmecklenburg

[3]: Wikipedia.com

[4]: Burgerbe.de, Jan Popp-Sewing, Himmelgeister Str. 64, 40225 Düsseldorf

[5]: Schloesser-Gaerten MV.de

[6]: Karl Bartsch: Sage, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg, 1.-2- Band, Wien 1879/80

[7]: Hartmut Schmied: Geister, Götter Teufelssteine, Hinstorff, 3. Auflage 2018

[8]: Otto Kniepcke: Einblicke zwischen Schaalsee und Stepenitz 1. Flurnamen, Sagen, Geschichten und Gebräuche, Herausgeber; Kreisverwaltung Gadebusch, Kulturamt

[9]: Einblicke zwischen Schaalsee und Salzhaff – Schlacht bei Gadebusch 1712, Beiträge der Internationalen Tagung vom 12. bis 14. Oktober, Herausgeber: Landkreis Nordwestmecklenburg

[10]: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_IV._(Dänemark_und_Norwegen)

[11] Friedrich Schlie: Kunst- und Geschichts-Denkmäer des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, Band 2, Stock & Stein-Verlags-GmbH 1992, dieser Nachdruck folgt der Erstausgabe Schwerin i.M. 1896